Leben in geschlossenen Räumen:
Die Luft macht’s

Je nach Alter und Aktivität atmet ein erwachsener Mensch täglich zehn bis 20 Kubikmeter Luft ein, was einer Masse von etwa zwölf bis 24 Kilogram entspricht. Da wir die meiste Zeit des Tages in geschlossenen Räumen, wie zum Beispiel Büro oder Wohnung verbringen, ist es für unsere Gesundheit wichtig, dass diese Raumluft eine gute Qualität hat.

Schlechte Luft macht krank

Ob die in geschlossenen Räumen eingeatmete Luft gut ist oder nicht, hängt von verschiedenen Kriterien ab. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und natürlich weitestgehende Schadstofffreiheit sind wichtige Faktoren für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Pflanzen im Wohnraum Hinsichtlich der Toleranzwerte für die Schadstoffbelastung in Räumen hat die Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) beim Bundesumweltamt eine Richtwerte-Tabelle erarbeitet. Stimmt die Zusammensetzung der Raumluft nicht, so kann das laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zum so genannten Sick Building Syndrome (“Gebäude bezogenes Krankheitsbild“) führen. Darunter versteht man, wenn mehrere Menschen, die im selben Gebäude wohnen oder arbeiten, über identische Symptome in Form von Allergien oder Infektionen klagen. Oft sind die Symptome Reizungen der Augen und Schleimhäute, Geruchsempfindungen, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl. Die Beschwerden lassen nach oder verschwinden sogar völlig, sobald die Betroffenen das Gebäude verlassen haben. Abhilfe bringt in solchen Fällen nur die Beseitigung der Ursachen, das heißt die schädlichen Quellen müssen – soweit möglich – aus den Räumen entfernt werden, und zugleich ist es ratsam, Maßnahmen zur Luftfilterung zu ergreifen.

Natürlich und kostengünstig

Die natürlichsten und zugleich kostengünstigsten Luftfilter sind Zimmerpflanzen. Einmal angeschafft, verbrauchen sie keine teure Energie, sondern benötigen nur ab und zu etwas Dünger und regelmäßig Wasser. Wie viel Pflanze der Mensch zum Wohlbefinden braucht, hat das niederländische Forschungsinstitut TNO untersucht. Deren Empfehlung als Mindestanforderung lautet: Eine mittelgroße Pflanze pro Person oder pro zwölf Quadratmeter. Für jedes Raumluftproblem gibt es auch die richtige Pflanze. Halten sich zum Beispiel viele Menschen in einem Raum auf, empfiehlt sich die Madagaskarpalme, da diese Pflanze besonders eifrig Sauerstoff produziert. Gibt es hingegen ein Problem mit flüchtigen organischen Verbindungen, wie beispielsweise Formaldehyd, dann wird die Efeutute besonders hilfreich sein. Welche Pflanze für Wohnung oder Büro am besten geeignet ist, wissen die Profis aus der grünen Branche: Gärtner und Innenraumbegrüner, die in ihren Fachbetrieben ausführliche Beratung anbieten.

“Wohnzimmeratmosphäre“ im Büro

Blühende Pflanzen Neben den rein physischen Effekten haben Pflanzen bekanntermaßen auch noch eine positive Wirkung auf das psychische Wohlbefinden. Die Ergebnisse der TNO belegen erneut, dass sich jeder, der vier oder mehr Stunden täglich am Bildschirm arbeitet, mit Pflanzen in seiner direkten Umgebung wohler fühlt und somit auch produktiver, das heißt schneller und fehlerfreier, arbeitet. Der Ur-Mensch, der noch immer in uns allen schlummert, braucht instinktiv das Naturerlebnis und fühlt sich deshalb mit Pflanzen wohl. Das bestätigt auch eine Umfrage eines Kölner Zukunftsforschungsinstituts auf der Leitmesse der Büroausstatter Orgatec. Ein großer Teil der Befragten vermisste in ihren Büros etwas, das sie als “Wohnzimmeratmosphäre“ oder auch als “Wohlfühlen“ und “Gemütlichkeit“ bezeichneten. Was die Messebesucher damit meinten, ist für die Forscher eindeutig: Natürliche Büros mit vielen Pflanzen oder zumindest dem Blick ins Grüne. Und wenn es in Zeiten der Finanzkrise tatsächlich für den Unterhalt der Bürobegrünung nicht mehr reichen sollte? Dann kann das Unternehmen, so wie die Bank of America, immer noch die Mitarbeiter auffordern, die Pflege zu übernehmen. Trotz knapper Mittel wollten die Banker nicht auf die positiven Wirkungen der Pflanzen verzichten. Deshalb forderten sie schon Anfang 2009 die Mitarbeiter ihrer IT-Abteilung in London auf: “Adoptieren Sie eine Büropflanze“. Wohlwissend, dass kein Mitarbeiter “seine“ Pflanze wieder hergeben möchte, war dieser Kostensenkungsvorschlag sehr erfolgreich.