Gehören zum “guten Leben“ dazu:
Laptop + Topfpflanze

Im Zentrum des 21. Jahrhunderts, so der Medienphilosoph und Designtheoretiker Prof. Dr. Norbert Bolz auf dem Symposiums “Green Living and Work” 2008 in Köln, steht der Wunsch nach dem “guten Leben”. Der Mensch muss dem Beschleunigungsdruck, der Verunsicherung und dem stressvollen Leben etwas entgegensetzen, um nicht an den Belastungen des modernen Alltags zu zerbrechen. Dazu muss er sich abschirmen. Dieses Sich-Abschirmen findet dann Ausdruck im individuellen Wohnen.

Ein kleines “Stück” vom Paradies

Prof. Dr. Norbert Bolz + Andrea Ballschuh Das Wohnen wird gestaltet und in ihm wird das “gute Leben” umgesetzt. Der Megatrend des “cocooning”, den Faith Popcorn bereits Ende der 1980-er Jahre beschrieb und den man heute als “nesting” bezeichnet, wird zunehmend unterstützt von Tätigkeiten, die der Entschleunigung mit low-tech-Mitteln dienen. Dazu gehören nicht nur Kochshows, Strickkurse und Gartenarbeit, sondern eben auch die Hinwendung zur Topfpflanze, denn diese benötigt Aufmerksamkeit und Pflege. Die Pflanzen, mit denen sich die Menschen in Innenräumen umgeben, sind vitale Geschöpfe und als solche stellen sie eine Kopie des Gartens dar. Der Garten wiederum steht als Sinnbild für das Paradies, den Garten Eden. Mit Pflanzen in der Wohnung holt sich der Mensch ein kleines “Stück” vom Paradies in sein Leben zurück.

Entschleunigung

Laptop + Topfpflanze Das Wachstum einer Pflanze, stellt Bolz fest, ist ein unüberbietbares Symbol für Entschleunigung. Dabei ist Entschleunigung nicht als Stillstand zu verstehen, sondern als eine Bewegung, die uns gut tut, weil sie uns wieder natürliche Rhythmen anbietet. Aus diesem Grund wächst das Bedürfnis, Pflanzen in unser unmittelbares Wohnumfeld zu integrieren.

Humane Kompensation

Als Fazit konstatiert Bolz, dass der Mensch die Uhr nicht zurückdrehen kann, Stress und Überforderung sind integrative Bestandteile unseres Alltagslebens. Es ist den Menschen nicht möglich, mit der Technologie Schritt zu halten, und das führt zur Suche nach einem Ausgleich, d.h. nach einer humanen Kompensation für die unnatürlich schnellen, immer wieder neuen technischen Zumutungen. Deshalb lautet das Statement eines grünen Identitätsmanagements im 21. Jahrhundert: Laptop + Topfpflanze. Beide gehören zu einem “guten Leben” dazu.