Germanistin goes Grünzeug

Ein Gespräch mit der Journalistin Elke Lorentz

Blumen und Pflanzen sind ihr Leben – zumindest theoretisch beschäftigt sich die Redakteurin Elke Lorentz seit über 18 Jahren mit allem was grünt und blüht. Wir haben mit der 46-jährigen Düsseldorferin gesprochen, um zu erfahren, ob jemand, der den ganzen Tag über Schnittblumen und Zimmerpflanzen schreibt, auch in der Realität an Pflanzen interessiert ist.

Frau Lorentz, Sie müssen doch ein glücklicher Menschen sein, dass sie sich täglich mit solchen schönen Themen beschäftigen dürfen, oder? War das Ihr Traumjob?

Lorentz: Während meines Germanistik-Studiums hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich irgendwann einmal beruflich bei Grünzeug landen würde. Das hat sich einfach so ergeben. Textarbeit und Recherche waren mir natürlich von meiner Ausbildung vertraut. Das thematische Fachwissen zu den Pflanzen habe ich mir dann über die Jahre angeeignet. Aber Sie haben recht, es macht wirklich Spaß über so etwas Schönes wie beispielsweise Zimmerpflanzen zu schreiben – es ist einfach ein Thema, das den Menschen viel Freude macht.

Würden Sie von sich sagen, dass Sie den vielzitierten Grünen Daumen haben?

Lorentz: Wenn ich mich hier im Büro so umschaue, könnte man das annehmen. Mit der Palme neben meinem Schreibtisch teile ich immer schwesterlich mein Mineralwasser, und wir kommen jetzt schon seit Jahren prima miteinander aus.

Elke Lorentz Wie wichtig ist für Sie lebendiges Grün am Arbeitsplatz?

Lorentz: Ich sitze zusammen mit zwei Kolleginnen in einem Büroraum. Wir haben dort zwei Großpflanzen und mehrere kleine Töpfe. Ich denke, das gesamte Raumklima wird durch die Pflanzen deutlich verbessert. Allein schon deshalb, weil sie ständig eingesprüht werden und sich so die Luftfeuchtigkeit im Zimmer erhöht. Außerdem finde ich es optisch einfach freundlicher, wenn Pflanzen in einem Raum stehen.

Und zuhause, wie sieht es dort aus? Haben Sie eher Grün- oder Blühpflanzen?

Lorentz: Ich finde eigentlich beide schön. Im Winter habe ich gern etwas Blühendes in der Wohnung. Da bieten sich Orchideen an. Ich mag besonders die etwas ausgefalleneren Sorten. Mit Gardenien oder Azaleen – die ich auch sehr mag – hatte ich leider bisher nicht so viel Glück. Wir passen offenbar nicht zusammen.

Ziehen sie auch selber Pflanzen?

Lorentz: Nein, ich gehe lieber in ein gutsortiertes Gartencenter und suche mir dort etwas aus, das mir gefällt. Natürlich bin auch ich stolz, wenn ich meine Orchideen mehr als einmal zum Blühen bringe. Viel weiter geht mein gärtnerischer Ehrgeiz allerdings nicht. Ich bin auch nicht der Typ, der kränkelnde Topfpflanzen wieder aufpäppelt. Ich möchte keine welken oder abgeblühten Pflanzen in der Wohnung haben. Auch die Orchideen stelle ich, wenn sie abgeblüht sind, raus auf den Balkon. Erst wenn sich neue Blütenstände bilden, hole ich sie zurück in die Wohnung.

Nach welchen Kriterien suchen Sie Pflanzen aus?

Lorentz: Hauptsächlich nach ästhetischen Gesichtspunkten. Pflegeanleitungen – die etwa Standortempfehlungen für die Pflanzen geben – interessieren mich erst in zweiter Linie. Darüber setze ich mich auch schon mal hinweg und probiere aus. Es ist tatsächlich auch schon oft vorgekommen, dass Pflanzen, die angeblich sehr viel Sonne benötigen, bei mir auch an einem nicht so hellen Ort gedeihen. Bei einer Zimmerpflanze mit einem normalen Preis, kann man solche Experimente schon mal wagen. Wenn es danebengeht, ist es kein allzu großer Verlust.

Teilt Ihre Familie Ihre Begeisterung für Zimmerpflanzen?

Lorenz: Natürlich gibt es für Kinder etwas Spannenderes als Topfpfpflanzen, aber meine haben sich durchaus schon mal näher mit dem Thema beschäftigt. Eine Zeit lang fanden sie vor allem die Venusfliegenfalle interessant. Die Pflanzen sind bei ihnen allerdings meist nicht sehr alt geworden, da die Kinder immer die Finger in die Fallen gesteckt haben. Mit Mimosen – die Pflanzen mit den schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich – haben sie auch gern experimentiert. Ich denke, für Kinder sind solche außergewöhnlichen Pflanzenarten besonders interessant.

Haben Sie sich in Ihrer Kindheit auch schon mit Pflanzen beschäftigt?

Lorentz: Meine Eltern hatten eigentlich nicht sehr viele Pflanzen in der Wohnung. Ich erinnere mich aber noch genau daran, als wir einmal – ich muss so etwa zwölf Jahre alt gewesen sein – bei Freunden meiner Eltern in Berlin waren. Dort gab es ein klassisches, vollgestelltes Blumenfenster: Mit Grünlilien, Orchideen, Wachsblumen usw.. Ich habe mir damals von dort viele Ableger mitgenommen und war dann ganz stolz, dass sie tatsächlich anfingen zu wachsen und die Wachsblume langsam über mein Regal kroch. Natürlich hatte ich – wie sich das in den späten 1970-er Jahren gehörte – auch die obligatorische Yucca-Palme. Und als ich dann studierte, war der Ficus benjamina schwer angesagt. In unserer Berliner Altbauwohnung mit den extrem hohen Decken stand ein sehr großes Exemplar. Allerdings hat der ständig seine Blätter verloren. In der Wohnung mit dem Kohleofen war es ihm sicher zu kalt.

Ihr ultimativer Experten-Tipp für den Umgang mit Topfpflanzen?

Lorentz: Kaufen Sie, was Ihnen gefällt und probieren Sie aus, ob Sie mit der Pflanze zurechtkommen. Die meisten Menschen, die Interesse an Pflanzen haben, entwickeln tatsächlich schnell ein Gespür dafür, ob eine Zimmerpflanze mehr oder weniger Wasser benötigt und ob der gewählte Standort für sie ideal ist. Also, seien Sie ruhig mutig und machen Sie es sich schön.

Vielen Dank für das Gespräch.