Aktuelle Zahlen belegen, dass etwa 17 Millionen Deutsche ihren Arbeitsplatz in einem Büro haben. Auf die Gesamtzahl der Erwerbstätigen gerechnet, entspricht das 41,6 Prozent – Tendenz steigend. Allerdings belegen neue Studien ebenfalls, dass 29 Prozent dieser Arbeitsplätze, also die Büros von immerhin rund fünf Millionen Beschäftigten, teilweise signifikante Mängel aufweisen.
Für die Abläufe in den Büros wie auch für deren Ausstattung lautet das Schlüsselwort “Flexibilität“. Starre Bürogrößen gehören der Vergangenheit an. Flexible Raumteiler und verschiebbare Wände markieren Arbeitsbereiche, die ganz nach Erfordernis vergrößert oder verkleinert werden können. Nach Job Sharing wird nun Desk Sharing in den dafür geeigneten Bereichen propagiert, denn nicht immer sind alle Mitarbeiter eines Büros anwesend. Bei Siemens sind beispielsweise im Bereich Information and Communications ständig etwa 20 Prozent der Mitarbeiter durch Außendienst, Arbeit zu Hause oder Urlaub abwesend. Das Unternehmen kann mit Desk Sharing etliche Quadratmeter Bürofläche und rund eine halbe Million Euro sparen.
Hi-Tech als Maß der Zufriedenheit?
Geht es nach den Wünschen der Büroausstatter, soll das gesparte Geld – und nicht nur das – in Hi-Tech Büromöbel und Kommunikationsgeräte investiert werden. Arbeitsplätze im Büro sollen laut der “Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)“ sicher, gesund und wettbewerbsfähig sein. Bei der Umsetzung dieser Forderung wird oft zuerst an das gedacht, was der Büromöbelmarkt anbietet. Ergonomisch geformte Bürostühle mit ultra-neuen Sitzsystemen für das dynamische Sitzen, effizienzsteigernde Multifunktionsschreibtische für die Bildschirmarbeit im Stehen und vieles mehr, was das Herz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begehren soll. Doch ist das wirklich so? Wünscht sich jemand, der täglich mindestens acht Stunden im Büro verbringt, tatsächlich einen Hi-Tech Stuhl und einen Steh-Schreibtisch? Natürlich sollte ein Büro als Grundanforderung mit bequemen Stühlen für ermüdungsfreies Sitzen, zweckmäßigen Schreibtischen und vernünftiger Beleuchtung ausgestattet sein. Fragt man aber die Beschäftigten, was sie sich sonst noch wünschen, werden Dinge genannt, die einige Arbeitgeber vielleicht überraschen.
Wohlfühlen ist angesagt
Der Büromensch, so hat eine Untersuchung der INQA ergeben, möchte sich an seinem Arbeitsplatz einfach wohlfühlen, und er möchte ein Mitspracherecht bei der Gestaltung dieses Arbeitsplatzes haben. Tatsächlich aber kommt der “Faktor Mensch“ in den hochtechnisierten Büros oftmals zu kurz. Weniger Sterilität und dafür mehr Natur in den Büros würde in vielerlei Hinsicht helfen. So sind beispielsweise im Herbst und Winter Erkältungskrankheiten der Hauptgrund für Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Die Ursache dafür sind häufig Heizungen und Klimaanlagen, die den Idealwert einer 40 bis 60-prozentigen Luftfeuchte auf unter 30 Prozent sinken lassen. Mit der viel zu trockenen Atemluft in den Büros steigt dann die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen. Für dieses Problem technischen Ursprungs gibt es eine einfache natürliche Lösung: Raumbegrünung. Grünpflanzen sind ideale Luftbefeuchter und können schnell und nachhaltig für Abhilfe sorgen. Darüber hinaus reduzieren sie die Staubbelastung und filtern Schadstoffe aus der Luft. Die feuchtere Raumluft ist nicht nur gesünder für die Atemwege, sie wird von den Menschen auch als wärmer empfunden. Das wiederum hat den positiven Nebeneffekt, dass die Heizung niedriger eingestellt werden kann – was sich schließlich in gesenkten Energiekosten äußert.
Pflanzen als sinnvolle Ergänzung
Die Zahl der Unternehmen, die den Wert begrünter Büros erkennen und nutzen, nimmt stetig zu. Begrünte Büros tragen nicht nur im Herbst dazu bei, vielfach Erkältungen zu verhindern, sondern sie schaffen das ganze Jahr über den von den Beschäftigten gewünschten Wohlfühleffekt. Durch verschiedene Studien wurde nachgewiesen, dass Pflanzen im Büro einen eindeutig gesundheitsfördernden Einfluss haben. Sie verbessern das Raumklima, wirken stressmindernd, reduzieren typische Bürobeschwerden wie Kopfschmerzen und Müdigkeit und reduzieren den Lärmpegel. Das entspricht auch den Vorstellungen der Berliner Architektin Yasmine Mahmoudieh, für die der Mensch im Mittelpunkt der Arbeitswelt stehen muss. Nach ihrer Überzeugung muss die ideale Arbeitsumgebung alle Sinne ansprechen und eine inspirierende Umgebung schaffen. Einige über das Büro verteilte Pflanzen sind ein Anfang. Für die optimale Nutzung von Pflanzen in Büros sollte auf jeden Fall ein Fachmann einbezogen werden. Er weiß am besten, welche Pflanzen für welche Zwecke und welche Lichtverhältnisse geeignet sind. Mit der Auswahl der richtigen Pflanzgefäße lassen sich dann sogar die flexiblen Raumteiler für das Büro der Zukunft als natürliche grüne Wand nutzen. Hi-Tech Büros und Pflanzen sind eben kein Widerspruch, sondern eine sinnvolle Ergänzung.