Pflanzen sind Teil der Inszenierung

Ein Gespräch mit dem dem Designexperten Volker Streckel

Die Design Post Köln steht seit 2006 für ein einzigartiges Showroom-Konzept. Auf über 3.000 Quadratmetern präsentieren sich internationale Designmarken und zeigen unter denkmalgeschütztem Dach ganzjährig die neuesten Wohn- und Einrichtungstrends. Kaufen kann man in der inspirierenden Ausstellung allerdings nichts – hier geht es tatsächlich nur ums Informieren, Anschauen, Draufsetzen, Anfassen und Ausprobieren. Geleitet wird die Design Post seit ihrer Eröffnung von Volker Streckel. Wir haben mit dem 38-jährigen Kölner Designfachmann gesprochen.

Herr Streckel, es fällt auf, dass es in der Design Post neben den neuesten Wohntrends auch viele Pflanzen gibt. Design und Topfpflanze – gehört das zusammen?

Volker Streckel Streckel: Ich finde es eine schöne Geste, wenn im Eingangsbereich eines Hauses Pflanzen stehen. Besonders, wenn wir Veranstaltungen haben, achte ich immer darauf, dass die Besucher mit etwas Blühendem empfangen werden. Darüber hinaus werten viele unserer Aussteller die Stimmung an ihren Ständen durch Grünpflanzen auf. Pflanzen können ein wichtiger Teil der Inszenierung sein. Sansevierien und Co. stehen bei Designern derzeit immer noch hoch im Kurs. In Gruppen gepflanzt und in XL-Gefäßen machen sie Eindruck und wirken sehr stylish. Gerade auch die Hersteller von Outdoor-Möbeln haben erkannt, dass es bei der Inszenierung ihrer Produkte nicht ohne lebendiges Grün geht. In unseren Tageslicht durchfluteten Räumen und mit entsprechender Pflanzenwahl gelingt es ihnen schnell, ihr Thema zu transportieren und ihre Objekte ins rechte Licht zu setzen.

Hat jemand, der sich so viel mit den aktuellen Designfragen beschäftigt wie Sie, zuhause auch Zimmerpflanzen?

Streckel: Ja natürlich. Zuhause gilt das Gleiche, was ich eben schon gesagt habe. Pflanzen heben einfach die Stimmung, schaffen eine einladende Atmosphäre und wirken sehr dekorativ. Für mich sind beispielsweise Orchideen eine gute Alternative zu einem Blumenstrauß, sie halten lange und sind pflegeleicht.

Wo gibt es in Ihrer Wohnung Pflanzen?

Streckel: Eigentlich fast in jedem Zimmer – beispielsweise auch im Bad oder Gäste-WC. Allerdings stehen die Pflanzen bei uns nicht auf der Fensterbank, sondern eher in den Räumen verteilt – auf Tischen, Regalen, Sideboards oder auf dem Fußboden.

Und nach welchen Kriterien suchen Sie die Pflanzen aus?

Streckel: Eigentlich nur nach der Optik. Entweder etwas gefällt mir, oder es gefällt mir nicht.

Können Sie sich daran erinnern, ob Ihre Eltern oder Großeltern als sie Kind waren auch Topfpflanzen hatten?

Streckel: Ja, meine Oma hatte das klassische Blumenfenster mit Alpen- und Usambaraveilchen. Um die Töpfe gab es meist so eine plissierte Papiermanschette. Damals habe ich auch selbst aus Stecklingen Usambaraveilchen gezogen und fand es super, wenn die wuchsen und irgendwann auch anfingen zu blühen.

Und ziehen Sie heute auch noch selber Pflanzen?

Streckel: Nein, dieses Hobby habe ich dann doch relativ schnell aufgegeben. Auch eine Vorliebe für Usambaraveilchen habe ich heute nicht mehr. Allerdings glaube ich, dass das Alpenveilchen demnächst ein fulminantes Comeback feiern wird. Dann wahrscheinlich aber nicht als Einzelpflanze auf der Fensterbank, sondern in Gruppen gepflanzt in entsprechend großen Schalen.

Wenn eine Zimmerpflanze verblüht ist oder Blätter verliert, versuchen Sie sie wieder aufzupäppeln, oder kaufen Sie sich direkt etwas Neues?

Volker Streckel Streckel: Das kommt darauf an. Ich unterscheide da sehr stark zwischen Pflanzen, die schon lange zu meinem Leben dazugehören und solchen, die ich mal als Stippvisiten-Pflanzen bezeichnen möchte. Die meisten blühenden Pflanzen entsorge ich relativ rasch, wenn sie nicht mehr so schön sind. Auf der anderen Seite haben wir aber einen Geldbaum, der schon über 30 Jahre alt ist. Der wird gehegt und gepflegt wie ein Familienmitglied oder ein Mitbewohner. Im Winter steht er im Wohnzimmer. Im Sommer tragen wir ihn auf den Balkon. Bei Umzügen wurde er nie einem Umzugsunternehmen anvertraut, sondern wir haben ihn stets selbst ins Auto gepackt und in die neue Wohnung getragen – auch wenn die im sechsten Stock war. Und es ist tatsächlich auch schon mal vorgekommen, dass wir wegen des Geldbaums unseren Urlaub vorzeitig abgebrochen haben, denn es wurden plötzlich Nachtfröste gemeldet und der „Baum” stand noch auf dem Balkon. In seltenen Fällen kann es schon mal sein, das aus einer Stippvisiten-Pflanze ein Mitbewohner wird. Dann muss sie sich aber sehr anstrengen. Bis jetzt hat das neben dem Geldbaum in den letzten Jahren nur ein Osterkaktus geschafft.

Was halten Sie von Menschen, die mit Pflanzen sprechen?

Streckel: Eigentlich habe ich dazu keine Meinung. Ich weiß, dass mein Vater mit seinen Pflanzen spricht und meint, das würde etwas bringen. Ich bin da skeptisch. Obwohl, ich habe der ein oder anderen Topfpflanze auch schon mal gedroht: Entweder du blühst jetzt oder du kommst auf den Kompost. In vielen Fällen hat eine solche Drohung dann tatsächlich etwas gebracht.

Vielen Dank für das Gespräch.