Reden Sie doch mal mit Ihren Zimmerpflanzen!
Auch sie brauchen Zuwendung

Der Austausch von Informationen zwischen Mensch, Tier und Pflanze über Artgrenzen hinweg wird als Biokommunikation bezeichnet. Dazu zählt auch eine Verständigung, die jenseits von Sprache und ‘sichtbaren’ Signalen abläuft. Jeder, der mit Haus- oder Nutztieren Kontakt hat, weiß, dass es eine Kommunikation zwischen Mensch und Tier gibt. Aber eine Verständigung zwischen Pflanzen und Menschen bzw. Pflanzen und Tieren? Das hört sich für viele Menschen doch recht abwegig an. Völlig zu Unrecht, denn auch Pflanzen reagieren auf menschliche Zuwendung.

Orchideen Wehrhafte Pflanzen

Prof. Dr. Manfred Hoffmann von der Fachhochschule Weihenstephan/Triesdorf misst der Biokommunikation eine hohe Bedeutung bei: “Wenn es die Biokommunikation in unserer Entwicklung nicht gegeben hätte, dann hätten wir wahrscheinlich überhaupt nicht auf diesem Planeten leben können. Denn ohne Kommunikation zwischen den Zellen untereinander ist unser Leben gewissermaßen heute nicht möglich”. Biokommunikation lässt sich anhand zahlreicher Versuche und Beispiele aus der Natur nachweisen. Wenn beispielsweise eine Pflanze von einem Tier angefressen wird, so kann sie die Zusammensetzung ihrer Blätter verändern, um für die Tiere nicht mehr genießbar zu sein.

Erforschung des “Grünen Daumens“

In der Natur gibt es immer wieder beeindruckende Phänomene: Hühnereigroße Knoblauchzehen, ein 70 Kilo schwerer Kürbis oder eine sieben Meter hohe Bohnenstaude. Sind das Zufallsprodukte oder lassen sich diese rekordverdächtigen Ernteerträge mit dem sogenannten “Grünen Daumen” erklären, der das besondere Talent mancher Menschen im Umgang mit Pflanzen bezeichnet? Um dem Wesen des “Grünen Daumens” auf die Spur zu kommen, hat die FH Weihenstephan bei einem Experiment die Erkenntnisse der Biokommunikation genutzt. Orchideen In Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen und dem Bayerischen Rundfunk führte die Fachhochschule vor einigen Jahren einen wissenschaftlichen Großversuch mit dem Titel “Kommunikation zwischen Mensch und Pflanze – Fakt oder Scharlatanerie?” durch. Nach dem Zufallsprinzip wurden pro Sender 100 Zuschauer/Hörer ausgewählt, die vier oder sechs Tomatenpflanzen gleichen Alters und gleicher Sorte im Topf erhielten. Die Versuchsteilnehmer sollten jeweils die Hälfte der Pflanzen in einem Abstand von mindestens einem Meter an vergleichbaren Standorten aufstellen, um damit eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe zu bilden. Beide Pflanzengruppen wurden auf gleiche Weise gepflegt, die Versuchsgruppe erhielt aber während der gesamten Vegetationsperiode zudem individuelle mentale Zuwendung. Der Versuch zeigte, dass Pflanzen, die Zuwendung bekamen, eher einen Blütenansatz entwickelten, was die Tomaten auch früher reifen ließ. Jede dieser Pflanzen lieferte rund ein Pfund mehr Ertrag. Das bestätigt die These, dass sich durch mentale Zuwendung im Sinne der Biokommunikation die Entwicklung von Pflanzen verbessern und ihr Ertrag erhöhen lässt.

Biokommunikation im Büro

Auch bei der Begrünung von Büroräumen spielen Erkenntnisse der Biokommunikation eine wichtige Rolle. Professor Hoffmann weist darauf hin, dass bei der Auswahl geeigneter Pflanzen der Geschmack der jeweiligen Mitarbeiter berücksichtigt werden sollte. Nur zu Pflanzen, die sie als angenehm empfinden, können Menschen eine positive Beziehung aufbauen. Um die Menschen für den Umgang mit Pflanzen zu motivieren, müssen sie erfahren, welche Bedeutung gerade diese Pflanze für ihre Umwelt und das Klima hat. Die Pflanzenpflege sollte nicht der Putzkolonne überlassen werden, die routinemäßig in jeden Blumentopf einen Schuss Wasser gießt. Statt dessen sollten die grünen Zimmergenossen vom Arbeitsteam selbst betreut werden. So wird menschlich-pflanzlicher Kontakt aufgebaut.