Vorsorge mit Grün – Arbeitsplätze mit Pflanzen bedarfsgerecht gestalten

Noch Anfang 2006 meldete das Bundesministerium für Gesundheit, dass sich der Krankenstand der deutschen Arbeitnehmer mit 3,3 Prozent auf einem historischen Tiefstand befinde. Nur zwei Jahre später, also im Frühjahr 2008, ist von der größten Krankenkasse im Land zu hören, dass die Deutschen wieder häufiger krankheitsbedingt der Arbeit fern bleiben. Der Krankenstand wird nun mit 4,5 Prozent angegeben und durchschnittlich fehlen die erkrankten Mitarbeiter an 16,3 Tagen in den Unternehmen und Betrieben. Als häufigste Ursache für die Ausfallzeiten gelten Erkrankungen der Atemwege sowie psychische Leiden. Anlässlich ein Analyse des deutschen Gesundheitswesens veröffentlicht eine andere Krankenkasse im Januar 2010, dass der Durchschnittsdeutsche 18 Mal pro Jahr einen Arzt aufsucht und dass pro Versichertem jährlich zehn verschiedene Krankheiten diagnostiziert werden.

Auffällig ist dabei, dass die meisten Krankheitsfälle nicht in Branchen, in denen körperlich schwere Arbeit verrichtet werden muss, auftreten. Spitzreiter beim Krankenstand sind vielmehr die Bürojobs. Sieht man sich die Arbeitsbedingungen in einem durchschnittlich ausgestatteten Büro näher an, überrascht das nicht. Telefone, Computer, Drucker und weitere Büromaschinen sorgen neben den Gesprächen der Kollegen und dem Straßenlärm bei geöffnetem Fenster für einen nicht unerheblichen Lärmpegel. In der kalten Jahreszeit ist die Raumluft in den oftmals überheizten Büros viel zu trocken, und im Sommer verbreiten Klimaanlagen häufig ungesunde Arbeitsluft. Darüber hinaus steht der rein funktionale Aspekt bei der Ausstattung im Vordergrund. Es gibt nichts, was den Lärm reduziert, die Luft erträglich macht oder die Psyche auf angenehme Weise anspricht.

Grün vor Technik

Phalaenopsis So wie in allen westlichen Industrienationen ist die Büroarbeit die vorherrschende Form der Erwerbstätigkeit. Allein in Deutschland verbringen etwa 46 Prozent der Berufstätigen ihren Arbeitstag in einem Büro. Rechnet man die tägliche Arbeitszeit auf das gesamte Arbeitsleben um, so sind diese Menschen ein Fünftel ihres Lebens in einem Büro beschäftigt. Büroarbeitsplätze sollten daher bedarfsgerecht gestaltet werden. In diesem Zusammenhang bedeutet “bedarfsgerecht“, dass der Arbeitsplatz die Menschen nicht krank macht. High-Tech Büromaschinen und Designer-Einrichtungen sind dafür gewiss nicht die Lösung des Problems und keineswegs bedarfsorientiert. Vor einigen Jahren führte Kienbaum Executive Consultants gemeinsam mit TNS Emnid eine Umfrage mit Nachwuchs-Managern durch. Untersucht wurden dabei die Wunschgestaltung des zukünftigen Arbeitsplatzes und die Faktoren für die Auswahl des Arbeitgebers. Fast 60 Prozent der Befragten gaben an, dass Grün am Arbeitsplatz für sie wichtiger ist als die technisch perfekte Ausstattung.

Optimale und beliebte Büropflanzen

Sansevieria trifasciata Die Arbeitgeber können sich über dieses Umfrageergebnis freuen, denn die Ausstattung der Büros mit der neuesten Bürotechnik ist deutlich teurer und aufwändiger als die Anschaffung geeigneter Zimmerpflanzen – wobei die Betonung ganz klar auf “geeignet“ liegt. Entgegen der Pflege, die Pflanzen im heimischen Wohnzimmer erhalten, kommen Büropflanzen schon mal etwas zu kurz. Zumeist werden sie nicht regelmäßig umgetopft, abgestorbene Blätter werden nicht sofort entfernt und das Gießen wird auch schon mal vergessen. Die optimale Büropflanze sollte daher nicht nur alle positiven Eigenschaften hinsichtlich Lärmreduktion, Luftbefeuchtung und Luftreinigung erfüllen, sondern zugleich auch noch pflegeleicht sein. Zwei beliebte Büropflanzen, die diese Anforderungen sehr gut erfüllen sind Spathiphyllum (“Einblatt“) und Sanseverie (“Bogenhanf“ oder auch “Schwiegermutterzunge“). Besonders die Sanseverie verfügt über gute Eigenschaften für die Reinigung der Raumluft und verlangt nur wenig Pflege. Darüber hinaus passt die schlanke Form der Pflanze sehr gut in moderne Büros.

Grün für die gesunde Zukunft

Grünes Büro Neben Spathiphyllum und Sanseverie gibt es aber noch eine Vielzahl von Pflanzen, die für die Gestaltung von Büros sehr gut geeignet sind. Innenraumbegrüner oder darauf spezialisierte Gartencenter können hier die erforderliche Beratung leisten und bei der Auswahl der optimalen Pflanzen für die ganz individuelle Bürosituation helfen. Die Frage lautet nicht “ob“, sondern “welche“ Pflanzen ins Büro kommen. Diese Auffassung bestätigt auch das Office Innovation Center beim Fraunhofer-Institut Stuttgart: „Leistung am Arbeitsplatz kann nur der zeigen, der sich dort auch wohl fühlt.“ Pflanzen am Arbeitsplatz, so verschiedene Studien namhafter Forscher und Universitäten, steigern nachweislich das physische wie auch psychische Wohlbefinden. So hat beispielsweise die Technische Universität Sydney den Einfluss von Pflanzen auf das sogenannte Sick-Building-Syndrome untersucht. Darunter versteht man die hohe Konzentration flüchtiger organischer Stoffe wie etwa Benzol, Aldehyde, Ester und Tetrachlorethan, die aus Baumaterialien, Teppichen, Wandfarben und Möbeln in die Raumluft entweichen. Mit Pflanzen, beispielsweise Philodendron, Efeu oder Drachenbaum, konnte diese Luftbelastung um 50 bis 70 Prozent reduziert werden. Wird hingegen eine höhere Luftfeuchtigkeit im Büro angestrebt, sollten Zimmerlinde, Nestfarn oder Zyperngras zum Einsatz gelangen. Zur Reduktion des Geräuschpegels im Büro helfen üppig belaubte Pflanzen, wie Ficus Benjamina oder Schefflera. Die Kombination mehrerer dieser Pflanzen, um damit verschiedene Effekte zu erzielen, ist natürlich nicht nur möglich, sondern auch ratsam. Spätestens dann, wenn die Anzahl der Krankheitstage im begrünten Büro unter den durchschnittlichen 16,3 Tagen liegt, dürfte auch der skeptischste Arbeitgeber davon überzeugt sein: Grüne Arbeitsplätze sind eine Investition in die Gesundheitsvorsorge der Arbeitnehmer – und damit auch in die Kostenreduzierung des Unternehmens.